Psychologisch begründete Einflussfaktoren lassen sich nur subjektiv bewerten. Der Faktor Mensch in Person des aktiven Portfoliomanagers gewinnt daher im Asset Management immer mehr an Bedeutung, beobachtet Dr. Peter Fischer, Mitglied des Vorstandes der GAMAX Management AG, im aktuellen Marktkommentar.
Die Aktienmärkte bieten derzeit gute Einstiegsgelegenheiten, auch wenn die Staatsschuldenkrise in der Eurozone noch nicht gelöst ist. In Europa sind Unternehmen im historischen Vergleich so günstig bewertet wie nach der Finanzkrise 2008, aber sie sind deutlich solider aufgestellt.
Das langfristig beste Chancen-/Risikoverhältnis bieten nach wie vor die asiatischen Märkte.
Die globale Verflechtung der Kapital- und Finanzmärkte hat stark zugenommen. Die komplexen Zusammenhänge lassen sich nicht von mathematischen Modellen nachstellen, so Dr. Peter Fischer, Mitglied des Vorstandes der GAMAX. Management AG (GAMAX).
Rechnet man die psychologischen Faktoren hinzu, die die Märkte vor allem in letzter Zeit stark beeinflussen, hält Fischer rein quantitative Modelle für nicht geeignet. Der Faktor Mensch, also die subjektive Beurteilung der Entwicklungen durch einen oder mehrere Portfoliomanager, sei für den Anlageerfolg unverzichtbar.
Um das Verhalten der oft eher emotional als rational handelnden Marktteilnehmer besser abschätzen zu können, sind Stimmungsindikatoren ein bewährtes Mittel. Daneben bleibt natürlich die Bewertung wirtschaftlicher Faktoren das A und O für die Anlageentscheidung, erklärt Fischer.
Politische Intervention in der Staatsschuldenkrise ist unabdingbar
Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone hält die Märkte weiterhin in Atem. Die größte Gefahr geht vom Ansteckungsrisiko der anderen Mittelmeerländer inklusive Frankreich aus.
Politische Interventionen scheinen aktuell die einzige Möglichkeit, um den Verwerfungen an den Finanzmärkten entgegenzuwirken. Ihre Unvorhersehbarkeit erschwert jedoch das Fondsmanagement, sagt Dr. Jens Ehrhardt, Vorstand der DJE Kapital AG, die verantwortlich zeichnet für das Fondsmanagement der GAMAX Management AG.
Würde sich die Politik jedoch nicht einmischen, käme es nach Ehrhardts Ansicht unweigerlich zu einer natürlichen aber ungeordneten Auslese der hochverschuldeten angeschlagenen Volkswirtschaften und somit mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Zusammenbruch des Euros.
Europäische Unternehmen: Günstig bewertet, bestens aufgestellt
Die anhaltende Unsicherheit hat zu attraktiven Einstiegskursen an den europäischen Aktienmärkten geführt.
Die Bewertung vieler Aktien ist wie schon nach der Finanzkrise 2008 im historischen Vergleich günstig, so Ehrhardt.
Im Unterschied zu damals sind jedoch viele Unternehmen in Folge von Restrukturierungsmaßnahmen und Entschuldung heute besser aufgestellt und positive Nachrichten könnten daher zu einem verstärkten Auftrieb an den Märkten führen, prognostiziert Ehrhardt.
Und dann heißt es, rechtzeitig investiert zu sein.
In Europa sind vor allem Branchen aussichtsreich, die von globalen Megatrends profitieren, zum Beispiel vom steigenden Konsum, der demografischen Entwicklung oder der wachsenden Nachfrage nach Nahrung und Gesundheit. Ehrhardt sieht gute Perspektiven für einige zyklische Unternehmen sowie Hersteller von Nahrungsmitteln wie Unilever oder Gesundheitskonzerne wie Fresenius. Werte aus den europäischen Peripherie-Ländern hingegen meidet er.
Ebenso ist der Fondsmanager vorsichtig bei Unternehmen, die ein Übermaß an Anleihen aus diesen Ländern in den Büchern führen, wie beispielsweise französische Geschäftsbanken.
USA: Wahljahr bringt Risiken und Chancen
In den USA regiert in diesem Jahr der Wahlkampf. Im November wird der neue Präsident gewählt. Die Auffassungen über die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Wahljahres gehen auseinander. Der derzeitige Amtsinhaber Barack Obama ist aktuell noch der favorisierte neue Präsident. Seine angestrebten Steuerreformen dämpfen einerseits die Zuversicht der Investoren. Denn die Reformen dürften sich erst einmal negativ auf die Konjunktur auswirken. Andererseits ergeben sich daraus in der Langfrist-Betrachtung auch gute Chancen für die Wirtschaft.
Wie sich die wirtschaftsfördernden Maßnahmen durch die lockere Geldpolitik in den USA langfristig auswirken, ist heute kaum abzuschätzen. Kurzfristig waren sie jedoch nötig, um das System nicht zum Stillstand oder gar zum Einsturz kommen zu lassen, so Ehrhardt.
In dieser Hinsicht war jede Maßnahme fördernd, die den Motor am Laufen hält.
Schwellenländer offerieren langfristig bestes Chancen-/Risikoverhältnis
Nach den Mittelabflüssen im vergangenen Jahr bestehen gute Chancen, dass im laufenden Jahr die Schwellenländer wieder in den Fokus der Investoren rücken. Die großen aufstrebenden Märkte sind schon heute der Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft, sagt Ehrhardt.
Langfristig bieten die asiatischen Märkte das beste Chancen-/Risikoverhältnis. Im aktuellen Fünfjahresplan hat die chinesische Regierung den Schwerpunkt weg von den Anlageinvestitionen hin zur Forcierung des Binnenwachstums verlagert. Das sollte für neue Wachstumsimpulse sorgen. Ein weiterer Antriebsmotor könnte die möglicherweise beginnende Lockerung des geldpolitischen Kurses in China sein, die angesichts der rückläufigen Inflationsrate wahrscheinlich ist.
Noch wird kleineren Schwellenländern im Vergleich zu den großen Wachstumsmärkten wie China, Indien und Brasilien eine geringe Bedeutung beigemessen. Diese werde künftig jedoch weiter wachsen, ist DJE-Vorstand Ehrhardt überzeugt.
Vor allem einzelne FrontierMärkte in Asien sieht er als wichtigen Wachstumsmotor in den nächsten Jahrzehnten.
Die maroden Bilanzen vieler Länder geben Anlass, das Chancen-/Risikoprofil der Staatsanleihen in Bezug auf ihre Rolle in der Asset Allokation von Investoren und Anlegern einer Neubewertung zu unterziehen. Ebenso steht der Vertrauensverlust in das Papiergeld zur Debatte.
Neben der schon probaten Umschichtung in Gold und andere Sachwerte wie Immobilien, sollten Anleger auch solide, aktiv gemanagte Aktienanlagen als Alternative nicht nur zur Vermögenssicherung, sondern auch zum Vermögensaufbau im Blick haben, so Dr. Peter Fischer.