Ziel der neuen Partnerschaft zwischen Apple und IBM ist die Eroberung eines der lukrativsten Märkte des IT Marktes: Das Firmenkunden-Geschäft. Damit greifen die bisher als inkompatibel geltenden Konzerne die letzte große Bastion von Microsoft an, deren Betriebssysteme und Office-Anwendungen weltweit die Unternehmens-IT dominieren.
Nach den anfänglichen Abneigung von Steve Jobs zu IBM ist die neue Partnerschaft ein strategisch erstaunlicher Schritt für Apple, weg von der Hardware-Innovation hin zur strategischen Eroberung von neuen Märkten, sagt Moritz Rehmann, Portfoliomanager des GAMAX Funds Junior und Experte für Brand Investment bei DJE Kapital AG. Es ist fraglich, ob es mit Steve Jobs diese Partnerschaft auch gegeben hätte. Gleichzeitig ist es der vielleicht beste Beweis dafür, dass Tim Cook sich in seinen Entscheidungen von dem Vermächtnis Steve Jobs freimacht und ein richtiger Schritt, ist Rehmann überzeugt.
Apple führt mit seinen Innovationen, dem iPhone und iPad, klar im Markt für Privatanwender und im Bildungsbereich und hat großes Potenzial, wenn die Integration von Soft- und Hardware in die Unternehmensapplikationen gelingt, so Rehmann.
Gerade mobile Geräte sind ein Segment, das Microsoft lange verschlafen hat und jetzt mit Initiativen wie dem Microsoft Tablet Surface und dem Ausbau von Cloud-Diensten aufzuholen versucht. Besonders die Absatzzahlen des Surface hatten im ersten Jahr nicht überzeugt.
IBM wird in Zukunft exklusiv auf das iOS Betriebssystem zugeschnittenen Unternehmenslösungen anbieten und die Apple Hardware nicht nur verkaufen, sondern auch den Vor-Ort-Service übernehmen. Auch die von beiden Unternehmen verfolgten Ambitionen in der Cloud werden wahrscheinlich auch in die Produkte eingebunden.
Die Kooperation ist eine Neuauflage einer alten Partnerschaft, nach der Allianz mit IBM und Motorola zur Einführung der Power PC Architektur bis 2005, als Apple zu Intel wechselte. Aber die Erfolgsaussichten dürften diesmal deutlich höher sein, glaubt Rehmann.
Die neue Allianz bildet zudem eine starke Front nicht nur gegen die Unternehmensdominanz von Microsoft, sondern auch gegen die Bestrebungen von Google, mit Samsung in Kürze ein unternehmenskompatibleres Android anzubieten.
Und auch Blackberry muss mit stärkerem Wettbewerb um Unternehmenskunden rechnen.
Rehmann: Interessant wird sein, die Reaktion von Unternehmen wie SAP und Oracle, die ebenfalls mit der Apple Plattform arbeiten, auf die jetzt stark herausgehobene Rolle von IBM zu sehen.
Für den GAMAX Funds Junior hat Rehmann seit Jahresanfang die Position von Apple auf hohem Niveau (4 Prozent) stabil gehalten und profitierte von der deutlichen Aufholbewegung.
Die Position in Microsoft wurde mit dem Managementwechsel und dem Potential der strategischen Neuausrichtung seit Anfang des Jahres und nichtzuletztauch wegen der Öffnung von Office für Apple iPads sukzessive auf 1,5 Prozent aufgebaut.
Rehmann: Aktuell können noch beide Unternehmen von der Neuausrichtung profitieren, mittelfristig wird es hier jedoch vermutlich zu verstärktem Wettbewerb kommen.